ABV-Zimmertheater

Stuttgarts ältestes Amateurtheater

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10.03.2021

„Ich brauche einen Innenhof, ich bin asthmatisch.“

Theater in Corona-Zeiten und warum „Herbstzeitlose“ aktueller denn je ist.

Interview mit H.P. Wilbert, Regisseur und künstlerischer Leiter beim ABV-Zimmertheater

Aktuell steht unser Theaterbetrieb still, dennoch haben wir die Zeit genutzt und im Oktober letzten Jahres mit H.P. Wilbert gesprochen, künstlerischer Leiter und Regisseur von "Herbstzeitlose". Im ersten Teil unseres Interviews sprachen wir mit ihm über die Herausforderung in Corona-Zeiten zu proben und ein Stück zu inszenieren, über seine Lieblingsfigur im Stück und warum „Herbstzeitlose“ ein Lockdown-Theaterstück ist.

ABV: Die erste Eigenproduktion des ABV-Zimmertheaters heißt „Herbstzeitlose“. Ist der Name Programm? Worum geht es?
H.P. Wilbert: Ja, der Name „Herbstzeitlose“ ist Programm. Es geht um zwei … hoffentlich werden jetzt die Schauspielerinnen nicht gekränkt sein … etwas „ältere“ Frauen. Aber nur „etwas“ natürlich. In den besten Lebensjahren. Die gemeinsam leben und eigentlich den Tag damit verbringen gegenseitig Gift zu versprühen und ansonsten nur Fernsehen zu schauen. Ich habe das ganze Stück genommen, auch aus aktuellem Anlass, und hab es in einen Lockdown verlegt. Es ist eine wunderbare absurde Komödie, die sich um Fernsehschauen dreht, um das, was Fernsehen aus uns macht, aber auch, was wir aus dem Fernsehen machen.

ABV: Warum hast du dich für dieses Stück entschieden? Was ist das Besondere an der Komödie?
H.P. Wilbert: Die Entscheidung zu diesem Stück fiel Anfang/Ende Februar 2020, also noch vor dem Lockdown. Wir sind, was die Vorbereitungen auf unsere neuen Saisons angeht, immer sehr frühzeitig dran. Was diesmal ein bisschen schwieriger war, als dann der Lockdown kam, weil die Stücke zu diesem Zeitpunkt schon alle feststanden. Es ist eine wunderbare abstruse, absurde Komödie, die hier geschrieben worden ist. Die auf der einen Seite ungeheuer witzige Szenen hat, aber auch immer wieder ernste, fast schon tragisch komische Momente und das in guter Mixtur.

ABV: Das Stück spielt in einer Lockdown-Phase: Inwieweit hat die aktuelle Corona-Situation die künstlerische Interpretation beeinflusst? Was war die größte Herausforderung bei der Inszenierung des Stücks?
H.P. Wilbert: Tja, die aktuelle Corona-Situation hat die künstlerische Arbeit komplett beeinflusst. Eigentlich ganz, wenn man so will. Weil man plötzlich damit umgehen musste, dass du eigentlich Abstandsregeln einhalten musst, eventuell auch Maskenregeln… und Theater lebt ja auch ganz viel vom Zusammenspiel, von der Nähe. Das heißt, das musstest du erstmal komplett separieren. Dadurch, dass ich jetzt das Stück aber genommen habe, und es in einen Lockdown verlegt habe, kann ich natürlich mit den ganzen Utensilien wie eben auch Masken, Schutzwänden, Abstandhalten wunderbar spielen und eben auch so die Probenarbeit gestalten. So dass man sich innerhalb dieses Rahmens bewegt und trotzdem eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema hat.

ABV: Wie ist das so ein Stück mitten in Corona-Zeiten zu inszenieren?
H.P. Wilbert: Es ist ein bisschen aufwendiger als sonst, weil man nicht nur einen Probenplan machen muss. Man muss gleichzeitig eine Anwesenheitsliste führen, um eine Nachverfolgung, falls irgendetwas sein sollte oder ein Ansteckungsgrund womöglich auch bei uns vorlägen würde, nachverfolgen zu können … also, wer alles da war und wer mit wem Kontakt hatte. Natürlich müssen uns auch wir an die Abstands- und an die Maskenregeln halten. Das heißt, auch das verändert sich natürlich. Das Theater wird viel häufiger geputzt, als es vorher geputzt wurde. Also nicht, dass es vorher nie geputzt wurde, das stimmt jetzt nicht. Das wollte ich damit auch nicht sagen. Aber es ist der desinfizierteste Ort, den ich zumindest kenne, neben meiner eigenen Wohnung, würde ich mal behaupten. Und das beeinflusst natürlich schon das Proben. Aber trotz allem ist es möglich zu proben.

Den zweiten Teil des Interviews gibt es in Kürze .




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